„Jesus Christus als Perpetuum Mobile oder die Vermessenheit einer Idee“
Im Sommer 2005 entdeckte ich auf dem Flohmarkt in Eupen ein merkwürdiges Kruzifix, was ich einem deutsch-russischen Händler abkaufte. Dieses Kruzifix war merkwürdig und hatte meine Aufmerksamkeit erregt, weil das Kreuz auf mechanischen Zahnrädern befestigt war. Zahnräder, die ineinander griffen wie ein großer Mechanismus.
Ein Religionsmechanismus?
Dieser mechanische Zusammenhang bildete die Assoziation zum Perpetuum Mobile, die Idee eines imaginären Antriebs, der dereinst Ursache für die gutgemeinte, aber auch historisch belegte grausame Mission einer weltweiten Christianisierung war.
Dem Perpetuum Mobile als Maschine unterstellt man, dass sie aus sich heraus für den eigenen Antrieb immer wieder neue Energien entwickelt und daher in endloser Bewegung agiert.
Diese Maschine als Idee ist seit der Renaissance (und ich glaube noch früher), seit man sich mit mechanischen Phänomenen beschäftigt, ein Modell, dass für Wissenschaftler, Bastler, Tüftler und Ingenieure, damals wie heute noch zum Anlass einer Auseinandersetzung genommen wird. Diese Versuche scheitern aber immer wieder, da die Frage des Anstoßes, also der Energie, nie geklärt wurde.
Unterstellt man aber dem Perpetuum Mobile aus sich heraus immer wieder neu eine Kraft zu entwickeln, die eine ständige Bewegung erzeugt, so hätte dies etwas Göttliches. Ähnlich der Natur und ihrer Phänomene im ständigen Kreislauf von Leben und Vergänglichkeit.
Genau diese Erkenntnisparallele sah ich vor allen Dingen in diesem anschaulichen Zusammenhang, wie ein Gleichnis oder eine Metapher, jedenfalls als abstraktes Modell.
Michael Schulze im März 2006