Holocaust-Denkmal Berlin

Erläuterungsbericht: Teilnehmer 1112

RAUM DER VERTIEFUNG

Am Anfang stand die Frage: Kann es überhaupt eine Form geben, die dieses Ausmaß an Gräuel, menschlicher Tragödie, sadistischer Strategien; all das, was wir über den Holocaust wissen, angemessen darstellt?

Was bleibt ist die tiefe Trauer und die Scham, aber auch die Herausforderung, einen Raum zu schaffen, der diesen Gefühlen Ausdruck verleiht. Ebenso ein Raum für Aufklärung und Dokumentation, damit so etwas nie wieder passiert.

In dieser Überlegung suchte ich nach elementaren Formen oder Begrifflichkeiten, die die Thematik nur annähernd beschreiben oder Gestalt werden lassen.

Umkehrung der Werte!

Mir viel auf, dass in der Tradition des Denkmals, die Form oder Gestalt meist nach oben gewandt ist, gewissermaßen eine „gotisches Prinzip“. Vor dem Hintergrund der Thematik schien mir eine Umkehrung der Werte und der damit verbundenen Ikonographie sinnvoll: in dieser Anschauung der „Umkehrung“ entsteht ein Loch, die Negativform des „Gotischen“. Das Loch erschien mir in seiner Banalität und als Träger vielschichtiger Assoziationen ein Formphänomen, dem ich nachging und zu meinem „Gestalt-Motiv“ machte.

Das Loch im Raum provoziert Respekt und Autonomie, je tiefer es wird. Die Tiefe vermag einen Sog auszuüben. Das Loch provoziert Achtung und Vorsicht. Für mich ist es ein Symbol, das Ambivalenz von Leben und Tod sicht- und spürbar macht und damit auf existentielle Grenzsituationen verweist. Die Flamme steht für Erkenntnis und bewegt sich über der Tiefe. So gesehen dient dieser Raum zur Meditation und Besinnung. Ein Raum, der den Geist des Geschehenen immer gegenwärtig halten soll.

Ein Raum, der, um statischen Momenten entgegenzuwirken, denen Denk- und Mahnmäler durch Gewöhnung oder Vergessen leider oft unterliegen; der Kunst, in ihrer Verschiedenartigkeit, Platz für wechselnde Beiträge geben könnte, (Galeriebereich im inneren oberen Kreisring) begleitet von Tagungen oder Veranstaltungen im anderen Teil des Gebäudes, die sich mit der Thematik des Holocaust auseinandersetzen. Aus Gründen, die in der Komplexität des Themas und der angemessenen verantwortlichen Vermittlung und Didaktik liegen, halte ich es für wichtig, das Räumlichkeiten vorhanden sind, in denen evtl. ein Archiv untergebracht ist; ausgiebig Dokumentationsmöglichkeiten bestehen; eine Medienraum/Kino betrieben wird und ein “Gastraum-Cafe“ existiert. Nur in einer mobilen Kombination von Gedanken und Aufklärung kann dieser Ort wirken.

 

 

Schnitt zu „RAUM DER VERTIEFUNG“ , Berlin, 1994 Berlin, 1994

Seitenansicht „RAUM DER VERTIEFUNG“ , Berlin, 1994 Berlin, 1994

Ortslage zu „RAUM DER VERTIEFUNG“ , Berlin, 1994 Berlin, 1994

Außenansicht: „Denkmal für die ermordeten Juden in Europa“,1994, Bleistift, Buntstift, Pastell

Nachtansicht: „Denkmal für die ermordeten Juden in Europa“
1994, Bleistift, Kohle, Pastell, 42 X 59 cm

Innenansicht: RAUM DER VERTIEFUNG,
1994, Bleistift, Kohle, Pastell, 42 X 59 cm

Modell Außenansicht