Die Puppe 1978

Die Puppe
Die in einem Berliner Müllcontainer aufgefundene Gliederpuppe eröffnete einen unerwarteten Resonanzraum für Fragen nach Körper, Mechanik und künstlerischer Transformation. Während Hans Bellmer seine Puppenkonstruktionen als Projektionsflächen sexueller Fantasien und surrealer Obsessionen inszenierte – paradigmatisch gedeutet als „Nimmersatt-Träume eines Nicht-Gesättigten“ (Spiegel 1966) –, wurde die gefundene Figur in meinem Kontext zu einem Instrument künstlerisch-kinetischer Forschung.

Die Puppe fungierte nicht als Fetischkörper, sondern als variables Medium, an dem Bewegungsstudien erprobt und Schnittstellen zwischen Film, Malerei und Plastik ausgelotet werden konnten. Ihre modulare Struktur erlaubte eine flexible Manipulation, die sie zugleich als Modell, Apparat und experimentelle Figur erscheinen ließ. In dieser Verschiebung vom erotisch aufgeladenen Objekt zur ästhetisch-kinetischen Versuchsanordnung markiert die Arbeit einen Bruch mit der Bellmer’schen Tradition und öffnet den Diskurs auf eine mediale Reflexion von Körper und Technik.