Zwischen den Zeichen

 – dort beginnt das Eigentliche.
Nicht im klaren Symbol, sondern im Abstand, im Schweigen, in den Ritzen der Rinde. Hier lagern Erinnerung und Geschichte, hier verdichten sich Mythen und Brüche. Die Reliefs sind wie Schriftzüge der Natur: Kerben, Spuren, Zeichen. Doch ihre Bedeutung entsteht im Dazwischen – in jenem Raum, in dem sich das Unsichtbare zeigt.

  • DER TRAUM VOM
    FASAN EIN ADLER ZU SEIN
     
    1990 
    diverse Materialien
    manuell-kinetisch
    110 x 65 cm
     
    Ein Traum wie „Der Traum vom Fasan ein Adler zu sein“ (1990) öffnet ein Feld symbolischer Bedeutungen, das weit über die reine Tiermetaphorik hinausgeht. Der Fasan steht in der europäischen Kulturgeschichte eher für Zierde, Jagdbeute, Erdgebundenheit und dekorative Pracht. Er ist ein Tier, das zwar fliegen kann, aber nie die majestätische Höhe und Weite eines Adlers erreicht. Der Adler hingegen gilt seit der Antike als Sinnbild von Macht, Transzendenz, Freiheit und politischer Herrschaft – vom römischen Legionsadler bis zum Staatssymbol moderner Nationen. Der Traum, sich vom Fasan zum Adler zu verwandeln, artikuliert also ein Begehren nach Erhöhung, nach Überwindung der eigenen Begrenzungen. Er verweist auf das Spannungsfeld von Sein und Sehnsucht, Realität und Ideal. Mechanisch umgesetzt – durch das manuell-kinetische Spannen der Flügel – bleibt der Traum zugleich gebrochen: die Flügelbewegung ist technisch erzeugt, nicht organisch, und die Transformation bleibt im Symbolischen stecken. So kann man das Werk lesen als Reflexion über den menschlichen Wunsch nach Aufstieg, nach Macht und Freiheit, aber auch als Kommentar zu den Illusionen und Grenzen solcher Träume. Der „Fasan“ bleibt im Kern, auch wenn er „Adlerflügel“ trägt.