Die Geschichte von der Wasserkugel

Nach Raymond Roussel

Canterel:

Einst lebte bei Eidsvold der Fürst Rolfsen, der wegen Seelengröße und Rechtschaffenheit bekannt war.

Rolfsen, unermässlich reich, liebte zärtlich seine Tochter Ulfra, hingegen hatte er sich gezwungen gesehen, seine elf Söhne, arglistige junge Leute, voll gemeiner und grausamer Instinkte zu verstoßen.

Nach Rolfsens Tod fielen alle seine Güter an die sittsame Ulfra.

 

 

 

 

 

 

 

Rasend vor Wut gingen die Elf Brüder zu der bösen Zauberin Gunvere, und baten sie, Ulfra durch irgendeine Hexerei umzubringen.

Diese konnte sie nur für die Dauer eines Jahres in eine Taube verwandeln.

 

Aber während dieser Zeit konnten ihr die elf Brüder leicht den Tod geben, wenn es ihnen gelänge, Sie im Königreich der Vögel zu entdecken, an dem sie die ganze Zeit ihrer Verbannung verbringen würde.

Die Zauberin übergab ihnen einen Vogel, der sie bis zum Königreich der Vögel führen sollte.

Außerdem erzählte Sie von einer fliegenden Wasserkugel, deren Schatten tödlich sei, sollte man von diesem getroffen werden.

Sie verriet ihnen ein kabbalistisches Wort, das sie am Ziel vor dieser tödlichen Gefahr schützen sollte. 

Die Brüder führten ein Jahr lang ein Leben in Saus und Braus, genossen die lustige Gegenwart, ohne sich um die Zukunft Sorgen zu machen.

Erst wenige Tage vor dem schicksalsschweren Datum erinnerten sie sich der drohenden Gefahr, machten sich auf den Weg und folgten dem vorausfliegenden Vogel.

Sie erreichten endlich den Wald voller Flügelschlag und Vogelgezwitscher.

Plötzlich sahen sie voller Entsetzten, die von der Hexe angekündigte Gefahr.

Die Wasserkugel und deren todbringender Schatten tötete sofort den vorausgeflogenen Vogel.

Vergebens suchten sie das schützende Wort, das sie in ihren zahllosen Orgien vergessen hatten.

Vom Grauen geschüttelt, suchten die jungen Männer vor dem drohenden Luftgebilde zu fliehen, das sie hartnäckig verfolgte.

Über  der Kugel schwebend, um den tödlichen Schatten zu entgehen, tauchte eine Taube ihren Schnabel ein, und trank gierig bis zum letzten Tropfen das furchtbare schwebende Wasser.

Die Brüder erkannten, dass sie Ulfra vor sich hatten und begriffen ihr Unrecht.