Ethno-Reliefs

Einführung zu den Ethno-Reliefs

Die „Ethno-Reliefs“ sind ein künstlerisches Langzeitprojekt, in dem Fragmente unterschiedlicher Weltkulturen neu konfiguriert und in Reliefs und Objektassemblagen verdichtet werden. Sie sind Reflexionsräume für Fragen kultureller Identität, Globalisierung und Transformation.

Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass sich im Zeitalter der Globalisierung tradierte Formen und Werte kultureller Eigenart überlagern, auflösen oder neu verbinden. In den Ethno-Reliefs treffen Mythen, religiöse Symbole, wissenschaftliche Ordnungen und triviale Alltagsfragmente aufeinander – sie bilden ein visuelles Archiv, in dem die Vielschichtigkeit menschlicher Ausdrucksformen sichtbar wird.

Die Werke sind dabei weder ethnologische Studien noch museale Sammlungen. Vielmehr wird das „Fremde“ in einer künstlerischen Transformation aufgegriffen: mit einer Haltung, die zwischen Ernst und spielerischer Naivität oszilliert. Ein Leitmotiv ist der unverstellte Blick – ähnlich jenem brasilianischen Stamm, der die täglich am Himmel kreuzenden Flugzeuge als sakrale Zeichen deutete und mit eigenen Mitteln nachbildete.

So entstehen Bilder einer interkulturellen Ästhetik, die zwischen Aneignung und Irritation, zwischen Sakralität und Trivialität changiert. Die „Ethno-Reliefs“ sind nicht nur Spiegel kultureller Verschiebungen, sondern auch eigenständige poetische Formulierungen – zugleich kritisch, humorvoll und sinnlich erfahrbar.

 

Die Ethno-Reliefs standen mir auch als Interpretationsmodell für Holzschnitte zur Verfügung. Es entstanden dabei 7 drei- bis vierfarbige Drucke in der “Verlorenen Platten” Technik, in einer Auflagenhöhe von je 30 Exemplaren je Motiv, Druckstockgröße von je ca. 90 x 45 cm.

 

 

 

 

  • DER WALD, 
    Deutsche Interpretation
    2011
    H ca. 2,10 m
     
    Die Skulptur „Der Wald – Deutsche Interpretation“ (2011) erscheint als hochrechteckiges Holzrelief, das die kulturelle Aufladung des Waldes im deutschen Gedächtnis thematisiert. Anstelle eines naturgetreuen Abbildes entfaltet sich eine Assemblage von Zeichen: geschnitzte Tiere, Jagdutensilien, ein Jägerhut, ornamentale Elemente und Märchenfiguren verdichten sich zu einem Bildraum, der zwischen Folklore und Mythos oszilliert. Der Wald wird so als kulturelles Konstrukt sichtbar, das seit der Romantik Projektionsfläche für Identität, Sehnsucht und Ideologie war. Im unteren Bereich schließt das Werk mit einem Bündel goldener Walnüsse, die Naturfrucht und Kostbarkeit zugleich symbolisieren. Ihre Vergoldung transformiert das Alltägliche ins Kultische und verweist auf die Verwandlung von Natur in kulturelle Repräsentation. Im Kontext der Ethno-Reliefs zeigt das Werk exemplarisch, wie vermeintlich „heimische“ Symbole mit denselben Strategien kritisch reflektiert werden wie ethnografische Objekte: durch Verdichtung, Verfremdung und die Sichtbarmachung der Mechanismen kultureller Selbstvergewisserung. 

LAND DES LÄCHELNS, 2025
Relief/Collage aus Strohkunst, Goldlack, Holz-Drachen, 55 x 72,5 cm




Impressionen im Umgang mit den Ethno-Reliefs, 2017
Ausstellung: WELTENBAUM

Ich im WELTENBAUM
Foto: Peter Stollenwerk